Als im Blackjack das Kartenlesen erfunden wurde
Spätestens seit den 1960er Jahren gehören Blackjack und Kartenlesen zusammen. In diesem Jahrzehnt veränderten nämlich die Bestseller des genialen Mathematikers und Statistikers Dr. Edward E. Thorp das Kartenspiel grundlegend. In diesen präsentierte der Wissenschaftler zunächst die Technik des Card Countings bei Blackjack. Die Methode richtete sich direkt gegen den Hausvorteil der Casinos und damit gegen die Casinos als solche. Vor allem Thorps Umstieg von der komplexen Tencount-Methode zum wesentlich handlicheren Hi-Lo System in seinem Zweitwerk entwickelte sich zu einem Meilenstein. Dies gilt um so mehr, wenn diese mit dem True Count kombiniert wird. Beide Methoden werden in dem Artikel erläutert, damit jeder selbst ein guter Blackjack Kartenleser werden kann.
Schlägt das Blackjack Kartenlesen den Hausvorteil?
Den Hausvorteil in einem Kartenspiel zu schlagen, ist der Traum eines jeden Strategen. Solche Rechenkünstler schaffen dies in verschiedenen Casinospielen gelegentlich. Hindert sie ihr Sendungsbewusstsein nicht daran, bleiben sie lieber unerkannt und erfreuen sich an kleineren, aber regelmäßigen Gewinnen.
Mathematiker haben errechnet, dass die Anwendung des Kartenzählens in elaborierter Form den Hausvorteil durchaus zwischen 0,5 % und 1 % senken kann. Wer nun den Spieltempel mit spielerfreundlichen Sonderregeln wählt und seine Blackjack Strategien beherrscht, kann bei einem natürlichen Hausvorteil von 0,475 % diesen mit maximal 0,525 % schlagen (RTP-Quote: 100,525).
Die Gegenmaßnahmen der Casinos
Theoretisch ist es also mit dem Blackjack Kartenzählen möglich, den Hausvorteil zu schlagen. Praktisch gestaltet sich die Lage allerdings komplizierter. Zunächst schlugen die Werke von Thorp in den 1960er Jahren in der Szene wie eine Bombe ein. Von dem Run auf die Spielbanken, die daraufhin einsetzte, profitierten auch die Casinos. Trotzdem befürchteten die Anbieter – die einen mehr, die anderen weniger –, dass es vereinzelten Gedächtnisakrobaten gelingen würde, den Hausvorteil zu schlagen und dies mit enormen Einsätzen zu zelebrieren.
Viele der neu entwickelten Lösungen gegen das Blackjack Kartenzählen erschweren dieses massiv. Andere Anbieter konnten das Card Counting bereits vollständig eindämmen. Diese sind für Glücksspieler, die sich beim Blackjack Erfolge durch Kartenlesen erhoffen, nicht mehr attraktiv.
Generell lässt sich Card Counting noch bei Blackjack bestreiten, wenn die Spielbank auf den Einsatz einer continuous shuffle machine (CSM) verzichtet. Durch eine solche Methode wird nämlich permanent neu gemischt. Wegen des geringeren Aufwands nutzen vor allem Online Casinos die CSM für Blackjack. Eine Ausnahme bilden allerdings die Live Casinos. Um den Anspruch realistischer Spielszenen aufrecht zu erhalten, wird hier wieder mit echten Karten gespielt, sodass das CSM nicht zur Anwendung kommt.
Restchancen für das Blackjack Card Counting
Restchancen, den Hausvorteil durch Kartenzählen zu verringern, gibt es noch bei Anbietern, die nur mit den konventionellen Maßnahmen gegen das Blackjack Kartenzählen auftreten. Nutzen diese nur einen Kartenschuh mit mehreren Blackjack-Stapeln (zumeist sind es sechs bis acht Kartenspiele mit jeweils 52 Karten), lohnt es sich, auf zwei Faktoren zu achten: Zum einen wird das Card Counting um so einfacher, je weniger Stapel sich im Shoe befinden. Zum anderen sollte die Cutting Card als Karte, die das Neumischen anzeigt, hinten so weit wie möglich angelegt sein.
Mit der Hi-Lo-Methode zu hohen Gewinnen kommen
Als attraktivste Methode für das Blackjack Kartenlesen gilt die von Thorp in seinem zweiten Bestseller im Jahre 1966 entwickelte Hi-Lo-Technik, wobei „Hi“ für high (hoch) und „Lo“ für low (niedrig) steht. Bereits im Titel werden die Grundzüge dieses Rechenverfahrens deutlich: Sowohl die niedrigen als auch die hohen Karten werden gezählt; die neutralen Karten, die 7, 8 und 9, werden hingegen ignoriert. Alles von der 2 bis zur 6 gilt als niedrige Karte und wird im Kopf mit -1 berechnet. Die vier Karten mit dem Wert 10 sowie das Ass gelten als hohe Karten und erhalten +1.
Der Hi-Lo-Technik zugute kommt der Umstand, dass sämtliche mit diesem Zählsystem ausgewertete Spielkarten das Ergebnis 0 haben, sodass sich die Ungleichgewichte von hohen wie auch niedrigen Karten im Stock gut ermitteln lassen. Dies ermöglicht feine Strategieanpassungen während der Runden zur Steigerung der Gewinnchancen. Spieler, die das Kartenspielen beherrschen und noch günstige Bedingungen dafür vorfinden, vollziehen während größerer Ungleichgewichte hohe Einsätze.
Kombination von Hi-Lo mit dem True Count
Die Verknüpfung der Hi-Lo-Zählstrategie mit dem True Count verfolgt die Absicht, über den Verlauf der angebrochenen Spiele noch genauere Aussagen zu tätigen. Der Hintergrund ist nämlich der, dass viele Decks, die noch ausliegen, den Wahrheitsgehalt aller bislang berechneten Ergebnisse relativieren. Liegt beispielsweise bereits ein Ungleichgewicht von 6 vor, sind aber noch fast alle sechs Decks im Einsatz, muss die 6 durch die 6 geteilt werden, wonach die Aussage über die bislang erspielten hohen Karten massiv an Wert verliert.
Insgesamt gilt: je höher der True Count, desto größer sollten die Einsätze sein. Eine Expertenempfehlung lautet deshalb: doppelte Einsätze bei True Count +2 und +3, verdreifachte Einsätze bei True Count +4 und +5, vervierfachte Einsätze bei +6 und +7 sowie verfünffachte Einsätze ab True Coint +8.
Blackjack Kartenzählen durch Teamwork
In den 1970er Jahren begann im Blackjack die Ära der Teamzähler. Die Pioniere waren ein Zusammenschluss von Studenten des Massachusetts Institute of Technology (M. I. T.). Sie agierten dergestalt, dass sie als Team gemeinsam die Karten zählten und den eigenen Mitspielern unauffällige Zeichen gaben, wann es angesagt sei, die Wetten zu erhöhen.
Generell lässt sich mit einem gut aufeinander abgestimmten Team leichter Kartenlesen denn als Einzelkämpfer. Teams nutzen zum Beispiel unterschiedliche Rollen, um sich beim Kartenlesen besser miteinander zu koordinieren. Der Spotter verhält sich zum Beispiel bewusst unauffällig und spielt immer nur um kleinere Einsätze. Die restliche Aufmerksamkeit nutzt er, um sich auf das Zählen zu konzentrieren.
Ein Backspotter promeniert sogar durch das ganze Casino, um immer dann, wenn seine Berechnungen gute Chancen für den „Gorilla“ ergeben, diesen unauffällig herbeizuholen. Der „Gorilla“ spielt dabei die Rolle des betrunkenen Millionärs. Scheinbar zufällig tritt er nun an den von seinem Backspotter angezeigten Tisch für eine Höchstwette, wonach er anschließend sein Glück kaum fassen kann. Der Bigplayer wiederum ist für die Verteidigung zuständig. Auf diese Weise warnt er seine Leute vor den gefürchteten Pit Bossen.
Die hier vorgestellte Strategie durch den Gorilla wird beim Blackjack auch als Wonging bezeichnet und ist bei Casinos wohlbekannt. Deswegen lässt sie sich nicht mehr so einfach durchsetzen. Eine geläufige Barriere für das Wonging ist das bereits bei den meisten Anbietern verbotene Quereinsteigen.
Andere Zähltechniken
Das beschriebe Hi-Lo ist nur die bekannteste Zähltechnik, aber nicht die einzige im Blackjack. Sie ist aufgrund ihrer Einfachheit die beliebteste Methode für das Blackjack Kartenzählen, da diese auch Nichtexperten einen Zugang zum Card Counting verschafft, die dafür schnell eine gewisse Routine entwickeln können. Andere Zählmethoden wie zum Beispiel Revere RAPC, Canfield Expert und UBZ 2 nutzen ebenfalls Überschlagswerte für die Zahlen, sind allerdings insgesamt komplexer als Hi-Lo. Zählsysteme, die selbst auf das Überschlagen der Zahlen verzichten und jeden einzelnen Kartenwert, so wie er ist, zählen, sind für nahezu jeden Menschen eine Überforderung.
Selbst wenn die komplizierteren Zähltechniken den Hausvorteil um weitere Nuancen zu Gunsten des Spielers verschieben können, sind sie somit nicht automatisch die besseren. Dies liegt nicht zuletzt an der Zielgruppe, bei denen es sich nicht um Computer, sondern um Menschen handelt mit ihren natürlichen Grenzen. Je mehr Anstrengung die Spieler für das Kartenzählen verwenden, desto mehr Energien werden von den Anforderungen im Spiel absorbiert, was Fehlern Tür und Tor öffnet. Der Mensch ist generell nur begrenzt zum Multitasking fähig.
Die einzelnen Zähltechniken werden danach unterschieden, ob sie balanziert oder unbalanziert sind. Sind sie balanciert, schließen sie den True Coint in ihre Ergebnisse mit ein und sind damit die valideren. Rechenverfahren mit dem Vermerk „suit aware“ differenzieren zwischen einer Soft Hand sowie einer Hard Hand. Das „C“ steht wiederum in der Enzyklopädie für die Kompromisse bei den Werten für einfachere Karten. Schließlich wird der Komplexitätsgrad der speziellen Blackjack Zählweise in der Skala von 1 (sehr leicht) bis 8 (sehr schwer) angegeben.
Ist das Kartenzählen bei Blackjack erlaubt?
Bislang gab es keinen Gerichtsbeschluss, der Spielern das Kartenzählen bei Blackjack verbietet (allerdings nur ohne Hilfsmittel). Es wird von den Gerichten nicht als Betrug, sondern als Geschicklichkeit angesehen, die zu den Anforderungen des Spiels gehöre. Manche Gesetze in den Staaten der USA verbieten sogar explizit den Casinos, Kartenzähler vom Spielen auszuschließen.
Was Spieler tun können
Trotzdem ist die Gesetzeslage in den USA nicht eindeutig, zumal es unabhängig von juristischen Urteilen immer auch das Hausrecht gibt. Es existieren durchaus Casinos, die das Kartenzählen etwas lockerer sehen und den Spielern sogar Strategiekarten zum Ablesen beim Spiel anbieten. Diese Anbieter bezweifeln, dass Spieler dazu imstande seien, aus der Methode größeres Kapital zu schlagen und sehen eher den Vorteil des guten Werbeeffekts.
Andere Casinos verhalten sich restriktiver. Diejenigen Spieltempel, die durch das Blackjack Kartenzählen eher Gefahren als Chancen sehen, sind durchaus zu einem Rauswurf bereit und haben ihr Personal entsprechend geschult, Kartenzähler zu erkennen. Auch sollte die Kameraüberwachung nicht unterschätzt werden, die vor allem die Kartenzähler im Team, die sich untereinander meist mit Mimik und Gestik versteckte Botschaften austauschen, im Visier hat. Auch diese Teams könnten bald einen unliebsamen Besuch von einem „Pit Boss“ erhalten.